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TCE-Blog

03. April 2024 · Erfahrungsbericht

Rückblick auf die Zeit im TCE

Vor zwei Jahren habe ich meinen zweiten Aufenthalt im TCE beendet und darf jetzt über meine Erfahrungen berichten und somit hoffentlich anderen Menschen Mut machen, ihre Essstörung loszulassen oder erste Schritte raus aus der Krankheit zu gehen.

Gerade als ich in die Pubertät kam, wurde ich zum ersten Mal krank: Diagnose Anorexie. Meine Eltern und alle um mich herum wollten mich sofort ins TCE schicken, das wir schon kannten, da meine Schwester viele Jahre zuvor ebenfalls am TCE in Therapie war – und ihre Anorexie danach hinter sich lassen konnte. Ich war skeptisch, wollte eigentlich nicht gehen und sah nicht ein, eine Therapie machen zu müssen. Als ich letztendlich doch ging, war ich sehr schnell froh über diese Entscheidung. Ich war damals bei den JUKIs (den 12- bis 15-Jährigen) und fasste schnell wieder Fuß. Die feste (Essens-)Struktur sowie der Austausch mit Gleichaltrigen, denen es meistens gleich erging wie mir, tat mir unfassbar gut. Die Wochenenden zuhause waren damals herausfordernd und nervenzerrend. Aber sie waren auch lehrreich, an welchen Stellen ich noch arbeiten musste und mit was ich rechnen konnte, wenn ich die Therapie beendet hatte. Nach drei Blöcken ging es für mich wieder zurück in den Alltag. Ich habe mich unfassbar gut geschlagen. Sowohl mit dem Essen als auch mit all den Werkzeugen, die mir an die Hand gegeben wurden, lief es gut. Von anderen jungen Frauen hörte ich damals, wie inspirierend sie mich finden und dass mein positiver Umgang mit Körpern ansteckend sei. Das prägte mein Bild von mir sehr und trägt mich auch heute noch durch schwierige Momente. Ich will wirklich eine Frau sein, die andere ermutigt sich und ihre Körper so anzunehmen, wie sie sind.

Aber anscheinend hat ein kleines Fünkchen noch gefehlt. Nach zwei Jahren bin ich deshalb nochmal ziemlich auf die Schnauze geflogen. Lauter Risikosituationen, die ich schon gefürchtet hatte, traten auf einmal ein: Eine Trennung, ein Schulwechsel, schlechtere Noten, Winter und Schwierigkeiten in der Familie. Anfangs wollte ich nicht wahrhaben, dass es mir wieder schlecht ging und ich mich dringend um eine Therapie kümmern hätte müssen. Irgendwann wollte ich dann in eine Tagesklinik, auf keinen Fall wollte ich wieder für mehrere Monate aus dem Leben gerissen werden. Nachdem die Anmeldung für eine teilstationäre Wohngruppe/Tagesklinik allerdings sehr lange gebraucht hat, ging es mir so schlecht, dass ich nicht einmal mehr aufgenommen werden durfte. Diesmal war ich es selbst, die im TCE anrief und fragte, ob ich nochmal kommen könnte. Und im Nachhinein kann ich andere bei der Frage stationär, ja oder nein, nur ermutigen, das Leben einmal wirklich zu pausieren. Ich dachte immer: So schlimm ist es noch nicht, ich brauche keine stationäre Therapie. Und jetzt bin ich froh, dass ich so schnell ans TCE kommen konnte, weil ich weiß, dass es mit jedem Tag, den man wartet, eine Therapie anzufangen, schwieriger wird, wieder aus der Essstörung herauszukommen. Die Verantwortung ganz abgeben zu können und sie in so guten Händen zu wissen, war sehr wichtig für meine Genesung. Zunächst keine Entscheidungen über das Essen treffen zu müssen, eine klare Alltagsstruktur vorgegeben zu haben und das dann Stück für Stück wieder selber in die Hand nehmen zu können. Und die Illusion abzulegen, man könne eine Essstörung „nebenbei“ bekämpfen. Für mich war es sehr wichtig, meinen Schulalltag pausiert zu haben, um mich wirklich auf mich konzentrieren zu können, auch wenn das oft herausfordernd war. Ich glaube das TCE hat mich zweimal wirklich aufgefangen und mich so auf die Beine gestellt, dass ich den Kampf gegen die Essstörung aufnehmen konnte (der zu großen Teilen auch erst nach Abschluss der Therapie beginnt). So kämpfe ich, seit ich ausgezogen bin, mal mit besseren, mal mit schwierigeren Tagen, aber ich weiß, dass ich mich bei den Menschen melden kann, die ich im TCE kennengelernt habe, dass ich ganz viele Werkzeuge habe, mit denen ich schwierige Situationen meistern kann, und dass ich mich im Notfall immer wieder beim TCE-Team melden kann.

Und vor allem durfte ich zweimal erfahren, wie unterstützend, achtsam und liebevoll die PatientInnen miteinander umgehen. Das wird mir bis heute in Erinnerung und im Herzen bleiben.

 

Bildnachweis: AdobeStock

Über die Autorin

Anonym, 19 J. , ehemalige Patientin des TCE