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22. Mai 2019 · Erfahrungsbericht

VOM MAGERQUARK .... ZUR VOLLFETTSTUFE - oder aber auch von damals... bis heute

Ja, das erste, was mir in den Kopf schießt, als es heißt, ich solle eine Abschlussbilanz der Intensivphase vorstellen, ist: 'Pfff, da gibt's nichts vorzustellen. Erreicht habe ich eigentlich nichts, verändert hat sich nur, dass ich jetzt 16 kg schwerer bin, als zuvor. Toll!'

Okay... ich sehe, mein innerer Kritiker ist immer noch am 'Lamentieren'; will jeden noch so winzigen Erfolg kleinreden, alles noch besser machen können und JA nie mit sich zufrieden sein.

Nach einer kurzen Denk- und Verschnaufpause wird mir das mit einem Grinsen im Gesicht bewusst. 'Hallo innerer Kritiker, schön, dass du auch noch da bist. ' ;)

Diese Situation zeigt mir ziemlich deutlich, wie sehr ich mich in den letzten sechs Monaten verändert habe. Es ist nicht so, dass sich alle meine 'Eigenarten', meine Schwierigkeiten und Probleme in Luft aufgelöst haben – nein, ganz im Gegenteil. Eigentlich sind sie mir heute viel präsenter, als je zuvor – aber das ist okay. Denn ich bin mir ihrer inzwischen BEWUSST.
Ich kann den Tatsachen jetzt eher in die Augen schauen, muss nicht mehr ständig alles verdrängen, wegschieben und stark sein. Es hieß immer nur: Augen zu und durch.
Nein, Augen AUF und durch. Ich kann das. Ich habe endlich wieder das Gefühl zurückgewonnen, es schaffen zu können. Meinen Kampf gegen meine Krankheit angehen zu können. Stark genug zu sein. Durchzuhalten.

Ich könnte jetzt einige Dinge und Menschen aufzählen, die mir meinen Weg hier definitiv erleichtert und bereichert haben, aber wenn ich ganz ehrlich bin – der Dreh- und Angelpunkt von allem war und bin ICH selbst. Dieses Mal war es die ganz bewusste Entscheidung, etwas ändern zu wollen, die etwas verändert hat.

Ich weiß noch – zu Beginn der Zeit im TCE habe ich mir selbst versprochen, MICH wichtig zu nehmen. Diese Therapie mit dem Grundsatz anzufangen, mir selbst der wichtigste Mensch zu sein.
Puh, war das schwer! So oft wurde ich herausgefordert, geprüft. Ich musste immer wieder die von mir an mich selbst geschriebene Notiz vom 03. Oktober 2017 lesen, in der steht:
„Sina. Hör zu – DU bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Tue das hier für DICH. Das ist DEINE Chance. Du hast nichts zu verlieren. Vergiss das nie."
Wie ein Mantra habe ich mir diese Sätze immer und immer wieder vorgelesen, wenn ich abends im Bett lag und alles hinschmeißen wollte.
Und siehe da... jetzt bin ich hier – in der Stabiphase. Ich habe mein Mindestgewicht erreicht. Etwas, das ich mir niemals, niemals hätte vorstellen können. Eine Hürde, die ich zuvor nie überschritten hatte, da ich dieses Ziel vorher immer aufgegeben habe. Und jetzt bin ich hier.

Wie kann ich also sagen, dass ich jetzt NUR 16 kg schwerer bin als zuvor? ICH BIN 16 kg SCHWERER ALS ZUVOR. WOW. WOW. WOW!

Seit 6 Jahren habe ich im Körper einer 14 - Jährigen gelebt.
Habe ich mich selbst bestraft. Verkümmern lassen.
Mich dabei von mir selbst entfernt.

Und jetzt endlich, schaue ich hin. Tue meinem Körper Gutes, finde ich wieder zu ihm zurück und werde Tag für Tag mehr Frau.
Ein heikles Thema, denn Frau sein ist auch schwierig; macht mir Angst und fühlt sich erstmal sehr fremd an.
Aber dennoch bin ich neugierig - bereit den nächsten Schritt zu gehen.
Hand in Hand. Mein Körper und ich.

 

 

 

Bildnachweis: AdobeStock

Über die Autorin

Sina, 22 Jahre, am Ende der Intensivphase